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Modellgeschichte der XT 600 Familie
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Ténéré TYP 3AJ BJ. 1988 - 1991

Yamaha war im Zugzwang, hatte doch die 1987 Ténéré den guten Ruf total zerstört, in jeder Zeitung, war zu lesen, wie das Tourenschlachtschiff im Bereich Enduro auf Grund gelaufen war und nur wenige glaubten daran, das die Ténéré noch eine Chance haben würde. Aber die Techniker hatten sich wirklich mit der Problematik beschäftigt, so erschien die `88er Ténéré in ganz neuem Look, wie bei den eingesetzten Rallyemaschinen war jetzt eine rahmenfeste Verkleidung mit integriertem Doppelscheinwerfer und kleiner Spoilerscheibe montiert, damit verbunden, erschien auch das gesammte Kockpit das erste Mal seit 1983 im neuem Erscheinungsbild, der Kotflügel war direkt auf das Rad abgetaucht, so konnte die so dringend benötigte Kühlluft ungehindert zwischen der Gabelholmen durchströmen, direkt auf den Zylinder, dies wurde noch durch die Tankform und Beschaffenheit der Materialoberfläche der Tankinnenseite begünstigt, die wie ein Trichter die einströmende Luft konzentriert auf den Zylinder leitete, er fasste immer noch 23 Liter und besass immer noch 2 Benzinhähne nebst Benzinpumpe.

Der Zylinder hatte durch anders angeordnete Kühlrippen eine grössere Kühlfläche und für eine bessere Standfestigkeit einen weiteren Stehbolzen, der wie die Übrigen einen grösseren Durchmesser aufwies und dessen Gewindebuchsen tiefer waren. Der Luftfilter saugte jetzt die Frischluft im Sitzbankbereich an und hatte so von vorn herein kühlere Luft zur Verfügung. So umgebaut waren die Termikprobleme beseitigt und die Standfestigkeit gesichert.
Als weitere Neurung, verzögerte jetzt auch bei der Ténéré an der Hinterachse eine der 2KF gleichen Scheibenbremse. Dadurch wurde auch ein anderer, im Volumen reduzierter Endtopf notwendig. Das anfällige fünfte Gangradpaar des Getriebes wurde verstärkt, die Felgen waren nun nicht mehr gold eloxiert und der Rotstift fand auch im Kickstarter ein gefundenes Fressen. Der Vergaser erhielt gegenüber dem der 1VJ eine andere, magerere Abstimmung durch andere Bedüsung und andere Düsennadeln/Nadeldüsen. Ab '89 wurde zusätzlich eine sog. Barometerdose (Luftkorrektor) eingebaut, die bei Fahrten über 1000 m.ü.N.N. zwei zusätzliche Luftkanäle öffnet, um so einer Gemischüberfettung entgegenzuwirken.
Der Aufschrei der TENERISTEN war wohl noch in Dakar zu hören, ihre schöne Königin der Enduros, hatte irgendwie vom Prinzip her Ähnlichkeit mit einer Transalp, der Kickstarter war zwar nachrüstbar, aber er fehlte eben, war ihr Lieblingsmotorrad zur Weichspühlschüssel degradiert worden? Genau hier scheiden sich die Geister, denn für längere Touren, war die 3AJ wohl die bessere Wahl zu den Vorgängermodellen, konnte man mit ihr doch fast ohne im Fahrtwind zu hängen einfach stressfreier touren und wer ehrlich ist drückt bei einem vollgepacktem Motorrad lieber aufs Knöpfchen, als zu kicken, heute ,wo alles, sogar absolute Sportgeräte nur noch so gestartet werden, schielt man doch eher lächelnd auf den Kickstarter, aber das ist ja Geschmackssache.
Die neue Ténéré überraschte Alle, denn sie lief ohne jeglichen Tadel und bestand sämtliche Dauertests mühelos und ohne Schwächen, der gute Ruf war wieder hergestellt. Wer mal das Ténérébuch von Klaus Eßmeyer gelesen hat, weiss das er die 3AJ als POPPERE bezeichnet hat und immer darauf verwies, wie gut doch die 1VJ wäre, wenn man viele diverse Veänderungen und Umbauten vonehmen würde, alle diese Veränderungen sind bei der 3AJ serienmässig vorhanden.

Mit dem Modelljahr 1989 wurde der Primärtrieb geändert, um den Verschleiss zu minimieren, der duch das untertourige Hochbeschleunigen im Getriebe entstand. So wurde die Drehzahl im Getriebe erhöht, dies erforderte natürlich auch eine geänderte Sekundärübersetzung, die bei gleichbleibendem Ritzel am Kettenrad eine Differenz von 5 Zähnen mehr ausmachte. Die Getriebeausgangswelle wurde -wie auch bei den 2KF-Modellen gleichen Baujahres- nun feinverzahnt, was der Haltbarkeit der Verzahnung zu Gute kam. Der Kolben wurde, da die Vorgänger gern zum Klappern neigten, gegen einen anderen getauscht. Um die Öltemperaturen noch mehr zu drücken, wurde ein doppelt so grosser Ölkühler verbaut, dessen Effektivität jedoch stark zu bezweifeln ist, da bei kürzeren Strecken der Motor nie auf Betriebstemperatur kommt und im Winter erst gar nicht. Diese zu niedrigen Öltemperaturen können genauso zu starkem Getriebeverschleiss führen wie zu hohe Temperaturen, also sollte man im Winter oder für Kurzstrecken die Hälfte der Kühlfläche abdecken.

Wie schon bei den anderen Modellen, bedingt durch die Verwendung der gleichen Federelementen und anderen Anbauteilen, wie Bremsen und Auspuff, sollte man die gleichen Verbesserungen, wie an den Vorgängermodellen vornehmen, zusätzlich kann man noch eine höhere Spoilerscheibe für den Tourenfreund empfehlen. Die 3AJ ist wohl die kompletteste Ténéré, sie hat eigentlich keine bekannten Mängel, ausser, das bei einem Ausrutscher im Gelände wohl der Bruch der Verkleidung teuer werden kann. Sie ist als Langstreckenmotorrad sehr beliebt und nicht selten sieht man Exemplare mit mehr als 90.000 km auf dem Tacho noch im Orginalzustand. Sie sollte noch das ganze Jahr 1991 parallel zur neuen XTZ660 Ténéré verkauft werden, als die Ténéréschar jedoch sah, was die 660er für ein schweres, kraftloses,verbautes und hässliches Motorrad war mit kastrierten Federwegen und nur noch mit 20 Liter fassendem Tank, stürmten sie die Yamahaläden, um noch eine richtige Ténéré zu bekommen, da die neue gar keine Karisma hatte. So war schon Mitte des Jahres keine Ténéré mit 4 Ventiltechnik mehr zu bekommen und die Händler schafften sogar Grauimporte aus allen Quellen herbei, um die Käufer zu frieden zu stellen. Yamaha vertraute jedoch ab dann auf ihre Neukonstruktion, die 660er sollte die alte 600er erfolgreich ablösen, doch diese weichgespühlte Poppere, die wirklich nur noch für das Vorfahren vor die Disko gut war, verkaufte sich bis zu ihrer Einstellung 1999 nur sehr schleppend und konnte nie anknüpfen an die gute alte Dame mit dem fernöstlichem Namen.

Die Ténéréfans pflegen ihre Schätzchen und so manche alte Mühle wurde in letzter Zeit wieder restauriert, denn wegschmeissen würde so ein schönes Moped niemand und dann treffen sie sich alljährlich zum internationalem Ténérétreffen und huldigen so : DER KÖNIGIN DER ENDUROS


von Ingo Löchert

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