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Modellgeschichte der XT 600 Familie
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XT 600 E TYP 3TB BJ. 1996 - 1998

Die Kritik an der XT 600 wurde immer lauter, man warf ihr vor nur noch ein Showbike zu sein und das sie von der Ausstattung her wenig zu bieten hätte. Also mussten die Japaner dem Käufer ihr betagtes Endurokonzept wieder schmackhafter machen. Die letzte und bis jetzt aktuelle XT wurde natürlich wieder in neuem Design präsentiert, jedoch gab es von nun an nur noch die E-Starter Version. Das Tankvolumen stieg um 2 Liter auf 15 Liter an und der Endschalldämpfer verlor seine rahmentragende Rolle genau so schnell, wie er sie bekommen hatte. Dafür war auf einmal, Hokus Pokus, der verwunschene Drehzahlmesser wieder da. Eigenartigerweise wurde das Leergewicht mit 'nur' 164 kg angegeben, was höchst unwahrscheinlich ist, da das Motorrad vom Rahmen bis zur Auspuffanlage die gleichen Anbauteile wie der Vorgänger aufweist.

Eine wirklich begeisternde Neuerung war, dass die Kupplung nun auf der rechten Motorgehäuseseite direkt angelenkt war, was die benötigte Handkraft am Kupplungshebel deutlich minimierte. Aber Achtung, bis zum Frühjahr fanden sich noch die althergedienten Motoren in dem NEUEN Konzept, was, wenn man genauer hinsah, gar nicht NEU war.
Um den Richtlinien der aktuellen Abgas- und Lautstärkevorschriften zu entsprechen, wurde die XT nur noch mit 40 PS angegeben, was eher realistisch erscheint als die jahrelangen Fabeln von 46 PS, die wohl nie eine XT oder Ténéré hatte. Aber darauf kommt es doch eigentlich gar nicht an, was rauskommt ist wichtiger. Liefen die alten Modelle noch recht kräftig, so ist bei den neueren XT durch magere Bedüsungen und zugestopfte Auspuffanlagen doch ziemlich die Luft raus, sie wiegen zu viel und wirken von der Motorleistung eher müde.

Fazit
Die jetzige XT 600 E ist nach wie vor ein treuer Begleiter für jeden Tag, robust, schick und zuverlässig. Leider ist sie in Sachen Motorleistung völlig veraltet und von den gebotenen Offroadfahrleistungen schon lange nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Auf der INTERMOT 2000 stand sie wieder unverändert da, für  9.800.- DM. Das ist zwar immer noch günstiger als die Konkurrenz, ist aber für ein so altes Motorenkonzept von 1982 eher eine Frechheit. Die besseren XT`s wurden ab 1994 beim italienischem Importeur BELGARDA konstruiert, die in eigener Regie Aluschwingen und Öhlins Federbeine in die TT600 S und TT600 E einbauten und so wirklich ganz gute XT`s und schlechtere TT`s bauten. Die neuste TTR 600  hätte man sich mit etwas stärkerem Motor gerne als neuste XT600-Variante gewünscht, auch sie wurde bei Yamaha BELGARDA  entworfen und gebaut.

Aber, was macht Yamaha? Wenn man früher Enduro sagte, so dachte man gleich an die bulligen XT600-Modelle, heute haben die Europäer den Japanern längst den Rang abgelaufen. Yamaha hat einfach den Anschluss verpasst. Und dachte man noch beim Erscheinen der wirklich phänomenalen WR 400, jetzt würde bestimmt auch noch eine schöne, geländetaugliche, leistungsstarke und doch robuste  ALLROUNDENDURO auf den Markt kommen, so sah man sich vergebens um.

Es ist schon sehr enttäuschend, dass Yamaha, die den Weg für die Allroundenduro mit ihren XT`s erst geebnet hat, heute zusieht, wie KTM sich brüstet die ADVENTURE für die alten Ténéré-Fahrer entwickelt zu haben und diese auch erfolgreich verkauft. Oder dass der eigentlich gute Motor der XTZ 660 heute nur noch im Rahmen einer MZ zu finden ist, wo er ganze muntere 50 PS als Leistung anbietet. Das schaffte Yamaha mit ihrem schwerem Brocken XTZ 660 nie.
Wen wundert es also, dass die Baghira als die neue XT gehandelt wird? Das Argument, Enduros lägen zur Zeit nicht im Trend, wird ja nun wirkunsvoll von Verkaufszahlen der besagten Modelle und den neusten BMW-Sprösslingen wiederlegt.
Also stellt sich die Frage, hat uns Yamaha im Stich gelassen?
Ja, denn sie sind doch schwer beschäftigt jedes Jahr einen neuen vollverkleideten und seelenlosen Supersportler wie R1, R6, R7 und vielleicht R9-R22 mit noch weniger Gewicht ( so manche 4 Zylinder Maschine wiegt im Verhältnis wesentlich weniger als die neusten XT`s ) und noch mehr Leistung oder einen ganz brandneuen Supercruiser mit 2,8 Liter Hubraum für die wildgewordenen Opis zu konstruieren. Aber vielleicht geschieht ja mal ein Wunder, sonst muss ich bis zum 18 ten Geburtstag meiner Tochter noch eine alte XT konservieren.

Nein, leider ist der Zug abgefahren und ich persönlich glaube, das die XT 600, wie schon die Super Ténéré und die 660er Ténéré, vom Markt verschwinden wird.
Die Verkaufszahlen gehen zurück und es wird auch Zeit, dass diese Mumienschändung ein Ende hat, auch wenn da manche Träne fliessen wird.
Wer allerdings auf die gutmütigen und kernigen Einzylinder mit dem gewissen Etwas steht, der wird seine alte Lady gut pflegen und noch viele Jahre seinen Spass haben, wenn wir uns mit unseren XT`s und  Ténéré`s mit nur 4 Ventilen und luftgekühlt treffen und in guten, alten Zeiten schwelgen.  
 


von Ingo Löchert

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